Kommt das Thema Social Media auf den Tisch, scheint sich alles immer nur um Facebook, Twitter und Instagram zu drehen. Doch was ist eigentlich auf Pinterest los, jener virtuellen Korkwand, die uns bei einem unserer Urtriebe, dem Sammeln, packen will? Wie funktioniert soziale Sammelwut, was sind „Superpinner“ und wie kann man Pinterest als Freiberufler professionell nutzen?
Das Jagen und Sammeln ist ungefähr so alt wie die Menschheit selbst. Es begann mit wilden Tieren und Beeren. Heute jagen und sammeln wir alles, was man sich vorstellen kann: Bücher, Briefmarken, Schallplatten… Ideen. Um sich Ideen zu merken, schreiben wir sie auf Zettel und hängen sie irgendwo auf, wo sie ins Auge fallen. Dieses Prinzip hat Pinterest aufgegriffen und eine Art virtuelle Korkwand geschaffen. Auf dieser sortiert man themenspezifisch Bilder aus dem Netz. Mithilfe einer im Browser installierten, digitalen Stecknadel kann man seine Beute aus Fotos, Illustrationen, Grafiken etc. archivieren und auf dem Desktop oder mittels einer APP auf Smartphone und Tablet immer wieder aufrufen. Man kann Pins anderer User „weiterpinnen“ oder auch gesamte Pinnwände abonnieren. Ob mit Deko-Anleitungen, Kochrezepten oder Fitnessübungen – in erster Linie will Pinterest inspirieren. Das zumindest sagt Ben Silbermann, Mitbegründer und Chef der Plattform. Schon als Kind war er passionierter Sammler. Er hortete Käfer. Echte wohlgemerkt.
Was Pinterest von anderen Social Media Plattformen unterscheidet
„Wir wollen das fürs Entdecken werden, was Google für die Suche ist“, erklären die Erfinder der Bilderwand (FAZ, 6.9.2016). Bei Pinterest könne man sogar Dinge und Themen finden, von denen man gar nicht wusste, dass man sie sucht. Ein Unterschied zu anderen Sozialen Netzwerken sei dabei, dass man auf Pinterest keine Freunde einlädt, damit sie einem folgen. Genauso wenig loggt man sich ein, um zu sehen, was die Freunde gerade so machen. Weshalb die Pinterest-Gründer auch so weit gehen zu behaupten, ihre Plattform sei kein soziales Netzwerk im klassischen Sinne. Vielmehr handele es sich um den größten Ideenkatalog der Welt.
Wer sind die Nutzer von Pinterest?
Mit weltweit 150 Millionen Usern ist die 2011 gegründete, virtuelle Pinnwand im Vergleich zu Social-Media-Elefanten wie Twitter und Facebook noch verhältnismäßig klein. Doch dafür gibt es bei Pinterest unglaubliche Wachstumsraten. Allein in Deutschland haben sich die Nutzerzahlen im vergangenen Jahr verdreifacht. Derzeit sollen sie bei zwei bis drei Millionen liegen. Dabei schien Pinterest bislang vor allem Frauen anzuziehen. Doch inzwischen holen die Männer auf: 40 Prozent der Neuanmeldungen sind männlich. Die typischen „Pinnerinnen“ und „Pinner“ haben dabei nicht nur einen Hang zu den schönen Dingen des Lebens, sondern können mit einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen von 100.000 Dollar pro Jahr auch als „High End-User“ bezeichnet werden.
Virtuelles Schaufensterbummeln mit neuem Kauf-Button
Wo sich Kaufkraft ballt, kann Werbung nicht lange ausbleiben. Und darum baut Pinterest die Vermarktungsmöglichkeiten für Unternehmen zunehmend aus. So verdient das Netzwerk inzwischen – ähnlich wie Instagram – Geld mit sogenannten „Buyable Pins“, markierten Produkten, die der User während seines virtuellen Schaufensterbummels direkt über Pinterest, d.h. ohne die Plattform verlassen zu müssen, kaufen kann. Allerdings vorerst nur in den USA. Zudem können Marken seit dem Sommer gegen Geld Videos in Pins einbinden, um Produkte noch besser in Szene zu setzen, etwa mit Hilfe von Tutorials, wie man sie ja schon von Youtube her kennt. Diese gesponserten, an Pins gekoppelte Clips führen dann auf die Internetseiten der jeweils beworbenen Firmen. Beispiel:
https://www.youtube.com/watch?v=k7-6B3erKEk
Auch über Etsy, dem New Yorker Online-Basar für Handgemachtes, ist es möglich geworden, Videos rund um Produkte zu posten. Der Erfolg zeigt, dass Pinterest-Videos offenbar auch für Kleinunternehmer funktionieren.
Superpinner: Wer sind die Stars auf Pinterest?
Mehr als zwei Milliarden Pins werden inzwischen monatlich auf Pinterest gespeichert. Zu den Stars der Plattform gehören sogenannte Heavy-Pinner wie die Amerikanerin Joy Cho. Ihrer gut sortierten Sammelleidenschaft (Fokus: Mode, Frisuren und Rezepte) folgen fast 13 Millionen Menschen, weshalb sie das Magazin „Time“ zu den dreißig einflussreichsten Personen im Netz zählt.
Auch in Deutschland gibt es bereits Pinterest-Stars. So haben die Online Marketing Rockstars gemeinsam mit Pinterest im vergangenen Jahr das erste deutsche „Heavy-Pinner-Ranking“ erstellt. Auf Platz 1 übrigens ein Mann: der Techblogger und Grafikdesigner Patrick Welker mit derzeit über 700.000 Followern.
[Tweet theme=“tweet-box-shadow“]Patrick Welker ist Deutschlands erfolgreichster „Heavy-Pinner“ mit über 700.000 Followern auf Pinterest![/Tweet]
Ob er aufgrund seiner Reichweite auch bezahlte Werbung für Produkte oder Shops schaltet, ist nicht bekannt. Ein anderer erfolgreicher deutscher Pinner, Iskender Dirik (Fondsinvestor mit Vorliebe für Design) behauptet jedenfalls, mit seinen Pins kein Geld zu verdienen und auch erst drei Mal von Unternehmen kontaktiert worden zu sein. Auch künftig wolle er keine seiner Pins mit Produkt-Landingpages verlinken. Bleibt abzuwarten, ob dennoch bald goldene Zeiten für jene Superpinner anbrechen werden, die durchaus mit dem Gedanken spielen, über gesponserte Pins Geld zu verdienen.
Wie kann ich Pinterest als Freiberufler nutzen?
Natürlich kann man Pinterest auch als Freiberufler nutzen, um Aufmerksamkeit für sich und seine Produkte oder Dienstleistungen zu erzeugen, insbesondere, wenn sie sich gut visuell darstellen lassen. Hier ein paar Ideen:
- Grafikdesigner können ihre Entwürfe vorstellen; ebenso können sie Templates oder Illustrationen bewerben und unter dem Post mit dem Shop verlinken, in dem man sie herunter laden kann.
- Fotografen können ihre Bilder pinnen und Sammlungen, etwa speziell zu Hochzeitsfotos oder Event-Fotografie erstellen. Anhand dieser Beispiele können sie mit Kunden deren eigene Wünsche besprechen und/oder neue „Mood-Boards“ erstellen. Zudem können sie für Fotos oder Fotoprodukte werben, die man käuflich erwerben kann
- ein Coach kann kurze, tutorial-ähnliche Anleitungen geben oder diese in ansprechenden Infografiken verarbeiten
- ein Buchautor kann das Cover seines neusten Buches pinnen und verlinken
- Blogger können Bilder aus ihren aktuellen Posts pinnen oder kleine, mit schöner Typografie verfasste Teaser oder Zitate posten, die neugierig auf mehr machen
TIPP: auf dem kostenlosen Grafik-Online-Gestalter Canva bekommt man Vorlagen für viele relevante Content-Formate der sozialen Medien. Auch den folgenden Spickzettel für Pinterest habe ich mit Canva gebaut! Pinnen erwünscht…
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