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REPORTAGE VON SUSANNE KRIEG
GEO SPECIAL
Stahl und Kohle waren einmal. Das Arbeiterherz Glasgows hat aufgehört zu schlagen. Der Osten der Stadt gilt als härtester Platz Großbritanniens. Gangs, Drogen und marode Hochhäuser – hier, im Stadtteil Gorbals, lebt die Familie von Paul Mann …
NACH ALL DEN JAHREN ist er irgendwie aus der Übung. Fahrig wirbelt er das Schwert durch die Luft, beinahe kracht es gegen den Fernsehapparat. Es liegt nicht mehr gut in seiner Hand. Früher war er schneller, schneidiger. Nun hockt er zusammengesunken auf dem Sofa und schnauft, halslos und massig wie ein Uhu, dicke Brille, rasierter Schädel, die fleischigen Oberarme von Sommersprossen besprenkelt. Über seine linke Wange zieht sich eine Narbe: 26 Stiche, vom Jochbein bis zum Kinn. Ein krummer Deal, der daneben ging, damals, in alten, aber keineswegs besseren Zeiten.
Es hätte schlimmer kommen können an einem Ort, den sie die „Hauptstadt der Messer“ nennen. Laut einer Statistik der VereintenNationen werden in Glasgow mehr Menschen im Jahr ermordet als im ebenso berüchtigten weißrussischen Minsk oder in der besetzten Stadt Hebron im Westjordanland, über die Hälfte davon mit Stichwaffen. Die einstige Arbeitermetropole am Clyde steht in dem Ruf, die gewalttätigste Stadt Westeuropas zu sein.
Victor Morris in der Argyle Street hat fast alles, was diese Statistik oben hält: stakeys, choppers, coshs und chibs, wie man in Glasgow zu Messern, Äxten, Hämmern und Klingen sagt.
Auch das Samurai-Schwert habe er bei Vic Morris gekauft, erzählt Big Paul. Dann rammt er es in den Schreibtisch, auf dem der Fernsehapparat dauerflimmert. Die leicht gebogene Klinge ist stumpf geworden, seit er das Schwert das letzte Mal benutzt hat. „Vielleicht sollte es zum Schmied“, murmelt Big Paul. Es könnte auch mal wieder mit Kalksteinpuder gereinigt werden. Gut möglich, dass sein Sohn das Schwert bald brauche. BigPaul sagt das ganz ohne Stolz.
Er will eigentlich nicht, dass der Sohn dieselbe Geschichte durchmacht wie er. Doch manchmal kommt es ihm so vor, als sei jeder heranwachsende Junge in Glasgow durch höhere Gewalt zum Kämpfen bestimmt. Seinen Sohn, der den gleichen Vornamen trägt wie er, nennt Big Paul „Wee“ Paul, Klein Paul, obwohl ihm Wee Paul mit seinen 14 Jahren längst über den Kopfgewachsen ist.
Big Paul zieht das Schwert aus dem Schreibtisch und schiebt es sich ins rechte Jogginghosenbein, von oben durch den Bund. So fällt es kaum auf. So ist er früher losgezogen, so wird auch Wee Paul wieder losziehen. „Schwerter, die etwas taugen, sind nicht länger als einOberschenkel“, sagt Big Paul und klingt für einen Moment, als hätte er nie aufgehört, sich mit Waffen zu beschäftigen.
In manchen Nächten holt ihn seine Vergangenheit ein. Dann träumt Big Paul schlecht. Es passierte 1998. Mit einem Messer in der Kehle war der Kerl vor seinen Augen krepiert. Und das, obwohl Glasgows Sanitäter oft schneller sind als die Polizei und keiner so gekonnt am Fließband 1300 Opfer von Messerattacken im Jahr vernäht wie die Chirurgen vom Royal Infirmary im Osten der Stadt.
Doug war schuld. Er bekam lebenslänglich. Big Paul ließen sie nach drei Monaten wieder frei. Er konnte ja nichts dafür, dass bei seinem Bruder die Sicherungen durchgeknallt waren.
Was musste dieser Typ ihn auch provozieren? Wer einmal Schwäche zeigt, hat hier nun mal verloren. Das sei schon bei den Highlandern so gewesen, die niemals ohne Strumpfdolch und Schwert unterwegs waren, sagt Big Paul. Der Unterschied zu damals? „Dass du nicht mehr im Clan die Gegend unsicher machst, sondern mit der Gang.“
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GLASGOW I ST GANGLAND: Über 170 Banden hat die Strathclyde Police zuletzt gezählt, mehr als in London, das achtmal größer ist. Und doch hat Big Paul es inzwischen geschafft, sich rauszuhalten. Das Wichtigste im Leben, sagt er heute, sei gutes Essen: Pizza, Black Pudding, Käse mit Zwiebeln.
Seinem Bruder schickt er Briefe in den Knast. Sie beginnen stets mit einem aufmunternden „Hi!“. Und dann berichtet Paul Mann, 32Jahre alt, in schwerfälligen Druckbuchstaben, wie die Dinge stehen. Dass Marie, seine Lebensgefährtin, wieder schwanger ist. Mit dem fünften Kind. Ein Junge, sagt der Arzt. Ein Unfall, sagt Big Paul. Aber sie freuen sich trotzdem. Auch wenn es nun noch enger werden wird in ihrer Drei-Zimmer- Wohnung im 13. Stock, Stadtteil Gorbals, Südost-Glasgow.
„Ihr wollt Gorbals sehen?“, ruft Big Paul und lacht heiser, so als hätte er eine Woche lang im Fußballstadion durchgebrüllt. „Fuck. Gorbals!“ Dann schnappt er sich einen grün weiß gestreiften Pullover von Celtic Glasgow, der zwischen T-Shirts und Hosen auf einem Bügel an der Fensterstange hängt, und stemmt sich aus dem Sofa.
Mit dem Fahrstuhl unten angekommen, tritt Big Paul auf die Straße und muss erst mal eine rauchen im Schatten jenes Hochhauses, indem er mit seiner Familie lebt. Wie ein alter Zahn, grau und stumpf, ragt es in den noch graueren Himmel.
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DAS PROLETARIAT DER STADT sollte einst in betonierten Albträumen wie diesem platzsparend in die Höhe gestapelt werden. Glasgow, das Industriezentrum am Clyde, hatte seit dem 19. Jahrhundert Arbeitermassen aus ganz Europa angezogen. Lange drängten sie sich in dreckigen Quartieren aus viktorianischer Zeit. Slums waren entstanden, die in den 1960er Jahren schließlich dem Erdboden gleichgemacht wurden. Dafür schossen Wohntürme empor, im Innern der Stadt, vor allem aber an den Rändern und im Osten. So bedrückend war das Leben darin, dass Hausfrauen am „Skyscraper Blues“ erkrankten und sich in den Tod stürzten. Und alles wurde noch viel schlimmer, als Glasgows Kohleminen, Motorwerke und Werften schließen mussten. So waren auch die Männer plötzlich gezwungen, ihre Tage in den Hochhäusern zu fristen. Das Arbeiterherz Glasgows hörte allmählich auf zu schlagen. An Orten wie Gorbals ist es nie mehr in Schwung gekommen.
Zwischen den Betonriesen, an Bushaltestellen und inParks rotten sie sich nun zusammen: Neds, wie man in Glasgow Jungs mit zu vielZeit, mit Goldkettchen, teurer Markenkleidung und gegelten Ponyfransen nennt. Big Paul sieht sie jeden Morgen, wenn er die Wohnung verlässt, um eine Runde durchs Viertel zu drehen. Er kennt die simple Formel, nach der sie in den Tag hinein leben: Bevor ein Ned im Pulk die Gegend terrorisiert, deckt er sich im Supermarkt mit billigem buckie ein, Buckfast. Einem süßen, hochprozentigen Wein in grünen Flaschen, den eine englische Benediktinerabtei exportiert. Big Paul lässt seit Jahren die Finger von Buckie. Und er macht einen Bogen um die Neds, als seien sie zügellose Kampfhunde.
Wenn du nicht aufpasst, wenn du ihnen nur einenMoment zu lang ins Gesicht siehst, raunt er, gehen sie mit ihren Messern auf dich los. Weil du Fan von Celtic bist statt von den Rangers. Oder weil sie besoffen sind oder gelangweilt. Oder alles zusammen. „Gesetze? Hier nicht. Das ist Glasgow, Mann!“ Auf seinen Runden fixiert Big Paul darum nach Möglichkeit nur den Boden vor seinen Füßen.
Vor allem aber macht er sich Sorgen um Wee Paul. Er merkt, wie ihm Wee Paul entgleitet, wie der Sohn beginnt, sein eigenes Leben zu führen, draußen auf der Straße, weil er es in der Wohnung kaum aushalten kann. Eine Weile drohte Wee Paul ständig damit, aus dem Fenster zu springen. Das ist jetzt besser geworden. Doch nun sticht der Junge mit spitzen Gegenständen auf andere ein, mit Gabeln und zerbrochenen Linealen.
Eine Weile ist er nur auf seine Mutter Marie losgegangen, doch neuerdings attackiert er auch Big Paul. Schon 40-mal haben sie deswegen die Polizei in die Wohnung rufen müssen.
Gerade erst hat Wee Paul einen mehrtägigen Schulverweis bekommen, weil er einem Jungen, der ihn „Bastard“ gerufen hatte, einen Bleistift mit so großer Wucht in den Arm gerammt hatte, dass der ins Krankenhaus musste. Sie wissen, dass da längst auch etwas mit Messern läuft, in Nächten, in denen the wee one nicht nach Hause kommt. Dass er begonnen hat, mit anderen Jungs sein Revier zu verteidigen, am Fluss, gegen irgendeine Bande aus dem benachbarten Viertel Calton. Sie haben sich abgewöhnt, Fragen zu stellen. Wenn Wee Paul nicht brüllt, schweigt er sich aus.
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IRGENDWANN HAT BIG PAUL FESTGESTELLT, dass diePlaystation den Jungen von der Straße fernhält. Und so fechten Vater und Sohn manchmal stundenlang im abgedunkelten Zimmer nebeneinander auf dem Sofa virtuelle Kämpfe aus. „Grand Theft Auto“ oder „Fifa Street 3“.
Mit der Spielekonsole überlistet Big Paul genaugenommen auch sich selbst. Seit er sie besitzt, verspürt er kaum noch den Drang, nach seiner Morgentour noch einmal nach draußen zu gehen. Das ist gut so. Denn da draußen gibt es keine festen Spielregeln mehr. Big Pauls Finger wirken inzwischen wie Krabbenscheren, weil er selten etwas anderes in seinen Händen hält als das Joypad. So manches Mal schon hat er sich beim Spielen gewünscht, er könne seine Familie wie in „Grand Theft Auto“ aus der engen Wohnung beamen, weg aus Gorbals.
An den Rändern der Stadt hat die Gewohnheit Macht. Sie lähmt das Leben, das seit Generationen immer gleich verläuft. So ist das mit den Gangs, in die man hineingeboren wird, weil schon die Väter und Großväter zu ihnen gehörten, mit den Schwertern, die den Söhnen vererbt werden, und so ist das mit den Jobs, die in Vierteln wie Gorbals kaum einer hat, wo in jedem zweiten Haushalt mit Kindern keiner der Eltern arbeitet, oft schon in dritter Generation. Auch Big Paul kann sich nicht erinnern, dass sein Großvater je eine Arbeit besessen hätte.
Unter Glasgows altem Sozialhilfe-Adel glaubt man nicht daran, dass sich Anstrengung lohnt. Man hat gelernt, dass Nichtstun einfacher ist, weil der Staat mehr gibt, als er fordert. Wenn man früh allen Halt verloren hat, fällt das Ausbrechen aus alten Mustern umso schwerer. Big Pauls Eltern starben beide an Krebs, mit 18 war er Waise. Maries Eltern haben sich totgesoffen, da war Marie gerade 17 und erwartete von Paul, ihrer Jugendliebe, das erste Kind. Vielen ergeht es ähnlich wie Paul und Marie. Eltern in Glasgows Osten sterben früh, Väter 13 Jahre, Mütter neun Jahre eher als der britischeDurchschnitt. Im Viertel Calton, das an Gorbals grenzt, werden die Männer sogar kaum älter als 54. Herzinfarkte, Diabetes, Raucherlungen, Drogensucht und Messerkämpfe – nirgendwo in Europa ist die Lebenserwartung geringer, ist Nichtstun ungesünder.
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HOCH ÜBER DER STADT in ihrer Wohnung seufzt Marie. Sie gegen den Betonriesen. David gegen Goliath. Vor zehn Jahren sind sie in diesen Betonklotz gezogen, seit zehn Jahren will Marie nur eines: aus ziehen. Am liebsten würde sie ein Schild an die Wohnungstür nageln: „Wegen Überfüllung geschlossen“. Big Paul, Marie und die beiden Mädchen Chantelle (10) und Shannon (3) schlafen im Wohnzimmer, wobei Marie sich mit den Töchtern eine Liege teilt. Paul junior und Nicole (13) bewohnen die beiden anderen Zimmer, in denen die Wände nur bis auf Brusthöhe gestrichen sind, weil plötzlich einer keine Lust mehr hatte. Wenigstens die Großen sollen etwas Privatsphäre haben, meint ihre Mutter.
Müde, die Augen tief wie Fahrstuhlschächte, sitzt sie auf der Armlehne des Sofas, auf dem sich nachts Big Paul wälzt. Für einen in Glasgow seltenen Moment ist die Sonne durchgebrochen und scheint ins Zimmer, was unerbittlich die abblätternden Tapeten und dunklen Schimmelplacken beleuchtet.
Chantelles Kleider liegen auf dem Trockner in der tropfsteinfeuchten Küche, die Sachen von Shannon in einer schwarzen Plastiktüte im Wohnzimmer. Intakte Möbel sind auch bei Helligkeit nicht auszumachen.Überall mannshohe Berge aus prall gefüllten Tüten, dazwischen kaputtesPlastikspielzeug. Auf schmalen Trampelpfaden muss man sich zum Sofa vorarbeiten, sich einen Platz zwischen Puppen, Strumpfhosen und Avon-Katalogen freischaufeln. Wie aus heiterem Himmel schießt Shannon, die Jüngste, hinter einem Kleiderhaufen hervor, nur mit einem löchrigen Schlüpfer bekleidet, die nackten Arme und Beine bekrakelt mit Filzstift, Punkte wie Blutstropfen, wütende Striche in Grün, Rot und Blau. Kurz vor der Mutter bremst die Dreijährige ab, fuchtelt mit den Ärmchen, kreischt und spuckt. Das Kind ist Marie ein Rätsel. Sie hat längst aufgehört, sich darüber zu wundern, dass Shannon in der Wohnung einfach keine Kleider anbehalten will. In einer größeren Wohnung, in einer anderen Gegend wäre alles besser, stöhnt sie.
Immer wieder hat Marie auf dem Amt um mehr Zimmer gebettelt. Hat Atteste vorgelegt, dass ihre Kinder wegen des Schimmels an den Wänden im Winter an Asthma leiden. Doch selbst als sie einen Rechtsanwalt einschaltete, hat man sie freundlich, aber bestimmt vertröstet. Die Warteliste für Sozialwohnungen mit fünf Zimmern sei lang, hieß es: Wir melden uns. Dabei hatte Marie gehofft, in eines der neuen Häuser ziehen zu können, die dort gebaut werden, wo die Stadt die Hochhäuser nun wieder abreißt. Doch statt Sozialwohnungen zu schaffen, wird privatisiert. Manchmal beschleicht Marie dasGefühl, dass ihre Familie woanders nicht gewollt ist.
Im Haus haben sie gelacht, weil sie schon wieder schwanger ist. Sie war selbst ein wenig erschrocken. Doch nun hat sie alle Hoffnung auf dieses fünfte Kind gesetzt. Es ist ihr letzter Joker im Kampf gegen Goliath. Vielleicht, sagt Marie, werde das Kind sie endlich aus dem Betonklotz befreien?
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FESTER STOPP AUF BIG PAULS TÄGLICHER RUNDE UM DEN BLOCK: Lloyd’s Apotheke. Eine Lösung in einem Pappbecher holt er sich dort ab. Big Paul sagt, er brauche den Becher nicht immer, er habe es auch schon zwei Tage ohne Methadon ausgehalten. Aber spätestens am dritten kriege er Halluzinationen.
Am Apothekenschalter steht auch Aldo, sein anderer Bruder, der ein paar Straßen weiter wohnt. Aldo muss ebenfalls täglich einen Becher kippen.
„Wie geht’s?“
„Aye. Kann nich klagen. Und selbst?“
Schwungvoll stellt Big Paul den leer getrunkenen Becher ab und verabschiedet sich. Nächster Stopp: Crown Street, die Brücke über den Clyde. Zeit für eine weitere Zigarette. Unten der öligbraune Fluss, an dessen Ufern einst Arbeiter in Werften malochten. Links der Glasgow Sheriff Court, von dem es heißt, er sei das geschäftigste Gericht Europas. Rechts erstreckt sich Glasgow Green, der älteste Park der Stadt. Hier hatte James Watt beim Spazierengehen 1765 die Idee für seine Dampfmaschine; heute ist Glasgow Green das Revier von Gangs.
Im grauen Dunst dahinter ragt, elegant und groß, die „City of Architecture and Design“ empor, das andere Glasgow. Mit seinen sandsteinfarbenen Versicherungspalästen, Bars, Galerien und Museen. Mit den Jugendstilbauten eines Charles Rennie Mackintosh und dem Glas und Stahl einer „Merchant City“, die McKinsey-Berater einst wiederbelebten. In einer großangelegten Studie loteten sie das „postindustrielle Potenzial“ Glasgows aus. Sie verpassten der Stadt ein neues Image und ein sieben Millionen Pfund teures Facelift. Es zog neun Millionen Besucher an – in nur einem Jahr. Banken siedelten sich an, IT-Firmen, Kanzleien und Versicherungen. Nach Jahrzehnten der Rezession bescherten sie Glasgows Finanzdienstleistungssektor Wachstumsraten von 30 Prozent.
Nur an den Rändern, die sich wie ein Strick um Glasgow ziehen, hat die Zukunft halt gemacht. Es ist, als wären sie von einem multiresistenten Virus befallen, der sich auch vom Glanz und Aufschwung der Innenstadt nicht zurückdrängen lässt. Nur selten verirren sich Touristen und Banker in die todkranke Peripherie, in der sich sozialer Wohnungsbau kilometerweit staffelt. Und genauso selten zieht es Big Paul in die wiedergeborene Stadt im Innern. Wenn er doch einmal dort ist, wird er unsicher und bekommt Schweißausbrüche.
Sein Ausflug am Morgen endet wie immer im „C’mon in“, einem fettigen Imbiss unter der Brücke am Clyde. Mit dem Fuß stößt er die Türauf. „Einmal Kaffee und Black Pudding!“, ruft er gut gelaunt. Und dann erzählt er stolz, dass sie Wee Paul vor Kurzem in einem Fußballverein angemeldet haben, der weit weg ist von Gorbals. Nun fährt der Junge jeden Donnerstag eine Stunde lang mit dem Bus aus dem Südosten hinauf in den Nordwesten der Stadt. Wee Paul will Profi werden, erst recht seit er weiß, was eine Wahrsagerin prophezeite, bei der Marie kürzlich gewesen ist. Sie sehe einen Jungen in der Familie, hatte die Wahrsagerin gesagt, er würde berühmt werden, ein großer Fußballstar. Seither hofft Wee Paul inständig, dass er dieser Junge ist und dass dieses Schicksal nicht etwa auf den noch ungeborenen Bruder wartet. Big Paul lacht. Er lacht auch darüber, wie lange seinSohn jedes Mal braucht, um sich für ein Fußball spiel zurechtzumachen. Stundenlang überlegt er, welches Outfit er tragen soll. Wechselt dreimal die Hemden. Und im Gang hängt jedes Mal ein schwerer Duft von Deodorant. Der Vater hat ihm Stollenschuhe versprochen, die Wee Paul sich derzeit noch vom Trainer leihen muss. Cadder-Maryhill heißt sein Team. Big Paul ist froh, dass dies kein Name einer Gang ist.