Schlummert in Euch auch diese Idee für ein Buch und stellt Ihr Euch manchmal vor, wie großartig es wohl wäre, als Schriftsteller sein Geld zu verdienen? Man schreibt einen Roman oder einen Ratgeber, und die Verlage reißen sich um das Manuskript. Für einen Sack voll Geld verkauft man das Ding, es wird ein Bestseller und man hat für den Rest seines Lebens ausgesorgt. Wo ist die Hängematte, wo der Gin Tonic? Von wegen.
Hand aufs Herz, den wenigsten Autoren ergeht es wie der Journalistin Rebecca Casati, die 2001 einen Vorschuss von sagenhaften 150.000 DM eingesackt haben soll – und das mit gerade einmal 31 Jahren, noch dazu für ein Romandebüt, in dem sich der Protagonist einmal quer durchs Alphabet poppt, Titel: „Hey Hey Hey“. Im Nachhinein ein Flop, und die durchaus amüsant schreibende Casati (ich liebe ihre Porträts und Interviews) hat dann auch keinen weiteren Roman mehr zu Blatt gebracht. Anders Carlos Ruiz Zafon, um bei der Belletristik zu bleiben: nach seinem Welterfolg „Der Schatten des Windes“ soll er sogar 3 Millionen Euro Vorschuss für sein nächstes Buch eingeheimst haben. Und der Mann schreibt und schreibt weiter Bücher, so als hätte er nicht schon längst ausgesorgt…
Verlage schicken unverlangt eingesandte Manuskripte meist zurück – ungelesen
Ganz ehrlich, meist stecken hinter hochdotierten Vorschuss-Deals clevere Agenten mit Vitamin B und exzellentem Branchenwissen. Und nur den wenigsten Autoren ist es vergönnt, an einen solchen Kenner zu geraten. Ebenso ernüchtern muss die Tatsache, dass in deutschen Verlagshäusern jährlich im Schnitt 3.000 – 6.000 unverlangt eingesandte Manuskripte auf den Tischen der Lektoren landen (fun fact: ein Verlag leistet sich hierzulande selten mehr als zwei Lektoren). Da überrascht es kaum, wenn die meisten Bücher, darunter sicher auch einige Perlen, ungelesen, mit ein paar freundlichen Standard-Zeilen versehen, postwendend zu ihren Verfassern zurück kommen.
Das große Geld bringt meist nur der Verkauf von Film- und Übersetzungsrechten
Aber wenn man doch das Glück gehabt haben sollte, aus dem Stapel heraus gefischt und entdeckt worden zu sein – was dann? Ja, selbst dann sind die finanziellen Aussichten in der Regel nicht wirklich rosig – es sei denn,Wes Anderson ist am Telefon, um deinen Stoff zu verfilmen. Dann wäre man, je nach Lebensstandard, zumindest vorübergehen aus dem Schneider. Genauso, wenn das Buch in 42 Sprachen übersetzt würde.
Wer neugierig ist, wie das mit den Honoraren und den Tantiemen für die große Mehrheit der Verlagsautoren tatsächlich aussieht oder sich die Frage stellt, ob Sachbücher oder Romane das lukrativere Geschäftsmodell sind, der sollte in meine Slides schauen, die ich weiter unten zusammengestellt habe. Sie sind ein Ausschnitt einer Vorlesung, die ich vor kurzem im Crossmedia-Lehrgang des SAE-Institutes gehalten habe.
Die Vorteile von Self-Publishing: mehr Kontrolle für den Autor, höhere Tantiemen
Mögen die Informationen auf den Slides für viele auch noch so ernüchternd klingen, so erwähne ich in ihnen als eine Art Lichtstreif am Horizont auch, wie man sein Buch (oder MAGAZIN) als Self-Publisher auf den Markt und an den Mann bringen kann – eine Möglichkeit, die in Zeiten des Internets, Dank Erfindung von eBook und digitalem Druckverfahren mit geringem finanziellen und technischen Aufwand realisierbar geworden ist.
In einigen Fällen hat diese Möglichkeit Autoren bereits zu mehrfachen Millionären gemacht. Denn auf Plattformen wie etwa dem Amazon-Kindle-Universum hat man auch ganz ohne Verlag die wunderbare Chance, auf einen Schlag Millionen potenzielle Leser zu erreichen. Alles, was man tun muss, ist die fertige Buchdatei bei Amazon hoch zu laden und so in Umlauf zu bringen. Dies ist sogar umsonst. Erst wenn sich ein Exemplar verkauft, muss man einen Teil seines Verdienstes an Amazon abtreten. Doch der ist im Vergleich zu dem, was ein Verlag einbehält, gering (auch hierzu mehr Details in meinen Slides).
E L James ist so ein Beispiel für eine Schriftstellerin, die ohne Verlag zur Großverdienerin geworden ist. Ihr Sadomasolight-Thriller „50 Shades of Grey“ (und jetzt bitte nicht spöttisch lachen, denn die Leute wollen so etwas ja lesen!) erschien zunächst als eBook und machte sie zur Multimillionärin. Oder die Fantasy-AutorinAmanda Hocking, die mit weit über 8 Millionen verkauften eBooks als erfolgreichster Self-Publisher der Welt gilt.
Inzwischen hat Hocking jedoch bei einem Verlag unterschrieben, da das unabhängige Publizieren neben dem Schreiben eben doch auch eine Menge Zusatzarbeit bedeutet, allen voran das Selbst-Vermarkten und Fan-Management, etwas, auf das Hocking am Ende des Tages gut verzichten konnte.
Auch JK Rowling ist unter die Self-Publisher gegangen
Doch es geht auch anders herum: JK Rowling etwa bringt einige ihrer Bücher inzwischen lieber als „Indie-Autorin“ heraus. Schlagendes Argument für die meisten Self-Publisher ist dabei, dass man verlagsunabhängig bis zu 70 Prozent Tantiemen an seinen Büchern kassieren kann, was wahrlich fantastisch klingt, wenn man weiß, was im klassischen Verlag üblich ist (siehe Slides!).
Wer also nicht davor zurückschreckt, sich auch um Dinge wie Lektorat, Schriftsatz, Covergestaltung und Vermarktung zu kümmern (hey, für alles gibt es Webinare! ;-)), wer sich als ausgesprochener Control-Freak womöglich sogar höchst ungern in diesen Angelegenheiten von anderen rein reden lässt, für den wäre das Self-Publishing vielleicht sogar nicht nur eine realere, sondern auch die optimalere Lösung als ein klassischer Verlag.
Chance für neue journalistische Erlösmodelle?
Ich bin überzeugt davon, dass sich im Self-Publishing gerade für Journalisten neue Erlösmodelle auftuen. So könnte man etwa in einem Medium bereits veröffentlichte Geschichten in Sachbüchern und Ratgebern weiter verarbeiten und zusätzliches Einkommen generieren. Doch wie das Veröffentlichen als Self-Publisher eigentlich genau funktioniert und welche Genres und Nischen vielleicht vielversprechender sind als andere, dazu demnächst mehr auf diesem Blog!
Zu guter Letzt: Eine Slide-Show zum Thema!